Ein längst überfälliger Bericht – GCC Dortmund 2017

Gerade noch so im Jahr 2017 fällt mir auf, dass ich Euch einen Bericht unterschlagen habe! Den zu meiner Anwesenheit auf der German ComicCon Dortmund Anfang des Monats. Dabei dreht sich inzwischen bei mir alles um die Veröffentlichung meines neuen Buches Houston Hall. Das lenkt mich „etwas“ ab. Aber ich gebe mir Mühe, für Euch noch mal das Wochenende Revue passieren zu lassen, das den Titel „Winter is coming“ tragen sollte.

Die Anreise

Es ging noch ganz harmlos los. In Berlin schien die Sonne, nur der Wind war kalt. Am ZOB beim Messegelände musste ich nach dem richtigen Bussteig (herrliches Wort oder?) suchen, da hier gerade umgebaut wird. Ich stellte schnell fest, dass ich bei weitem nicht die Einzige war, die nach NRW wollte. Der Bus war gerammelt voll und ich hatte das Glück, eine reizende Sitznachbarin zu haben – wie eigentlich immer. Sogar einen Weihnachtsgruß habe ich vor ein paar Tagen von ihr bekommen.

In Bochum wurde ich dann von Dauerregen begrüßt – und von meiner lieben Mission-Agentin Anja. Dir Vorbereitungen für die ComicCon gingen in die heiße Phase. Wir falteten und formten kleine Papier-Vogelkäfige, drapierten zusammen mit Mission-Agentin Tatjana unglaublich leckere, selbstgemachte Schoko-Spekulatius-Trüffel in ihnen und bauten dann am Freitag meinen Stand in der Artist Alley auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Dauerregen allerdings in Dauerschnee verwandelt. Und so war wie in jedem Jahr der Winter plötzlich und unerwartet mitten im Winter da – und überforderte Autofahrer und die öffentlichen Verkehrsmittel. Unser Stand stand trotzdem pünktlich.

Der Aufbau

An dieser Stelle muss ich etwas mosern. Mir ist bewusst, was für einen immensen Aufwand das Planen und Organisieren einer Convention bedeutet. Mir ist bewusst, dass nicht immer alles glatt geht. Aber leider lief diesmal wirklich viel schief. Glücklicherweise betrafen die meisten Probleme nicht unmittelbar mich – aber meine lieben Kollegen und Standnachbarn ringsum. Viele hatten sich in der Artist Alley Tische und Stühle zu ihrem Standplatz dazu gebucht. Ist ja auch praktisch nicht alles mit anschleppen zu müssen. Und wenn man etwas vorbestellt und bezahlt, geht man schließlich davon aus, es auch zu bekommen. Dennoch standen noch Samstag am späten Vormittag so einige Kollegen ohne Stühle oder Tische da. Manche improvisierten sich einen Tisch aus Kisten, manche standen noch am Sonntagabend, weil sie noch immer keinen Stuhl bekommen hatten. Ich war noch nie so froh, selbst für das komplette Equipment gesorgt zu haben. Als dann noch gegen 11 am Samstag ein paar Tische und Stühle kamen, waren diese nass und vereist (Künstler arbeiten zumeist mit Papier, da ist Wasser nicht sooo günstig) und noch dazu waren die Tische von Bierzeltgarnituren und mit ihren 2,20 zu groß für die Standflächen von 2m. Dadurch passten sie nur dort, wo nicht zu beiden Seiten schon andere Stände aufgebaut hatten.

Die Con

Ihr seht schon, es ging „gut“ los. Das Chaos wirkte sich auf die Stimmung aus, auf die Besucher, die einen Bogen um die Bereiche machten, in denen Mittags noch immer aufgebaut wurde. Dabei war doch kaum Platz. Denn das war ein anderes Problem der Con: Der Samstag war leider völligem Missmanagement zum Opfer gefallen. Die Hallen wurden wegen Überfüllung früh geschlossen, so dass keine neuen Besucher hinein konnten – nicht einmal solche, die bereits Tickets im Vorverkauf erworben hatten. Wenn im Vorverkauf so viele Tickets verkauft wurden, dass die voraussichtlichen Besucher die Hallen mehr als gut füllen, sollte vielleicht von einer Tageskasse abgesehen werden. Das hätte letztlich für weniger Verärgerung gesorgt.

Ich hatte am Samstag eine Lesung und am Sonntag einen Workshop. Für beide Events musste ich quer vom Ende der einen Halle zu dem der anderen – durch den einzigen Verbindungsgang. Der gleichzeitig den Ausgang für die Raucher in den Innenhof bot, den Zugang zu den Toiletten und am Samstag auch noch die Fotoschlangen beherbergte. Der Stau war nerviger als bei Berufsverkehr in Berlin auf der B1. Zum Glück kam der Veranstalter – besser spät als nie – für den Sonntag auf die Idee, eine dritte Halle anzumieten und die Fotoshoots auszulagern. An der Stelle bei aller Meckerei ein großes Lob an all die ehrenamtlichen Helfer in der Staff, die in einer Nacht- und Nebelaktion mal eben die halbe Con umgebaut haben. Der Sonntag war dann schon um einiges entspannter.

Dennoch bleibt mir der Gedanke, dass bei um die 30 Stargästen mit Autogrammstunden, Photoshoots und Panels (dazu noch viele Künstler und Händler) zwei Hallen an zwei Tagen (Sonntag nur bis 17 Uhr!) eindeutig zu wenig sind. Egal, ob man alles irgendwie ins Programm gequetscht bekommt. Es ist einfach nicht mehr schön. Ich habe den Direktvergleich zur GCC in Berlin – gleicher Veranstalter, gleiches Event. Kleiner hier bei mir, aber dadurch auch entspannter: In Berlin hatte ich 45 Minuten für meine Lesung und 60 für meinen Workshop. Wenige Tage vor Dortmund erfuhr ich, dass ich dort nur 25 (letztlich waren es 20) Minuten für meine Lesung und 30 für den Workshop haben würde. Die Photoshoots in Dortmund waren teilweise mit 5 oder 10 Minuten pro Star angesetzt. Selbst wenn es wenige Vorverkäufe gegeben haben sollte… man weiß nie, was auf dem Event noch passiert…

Das Resultat von all dem war, dass mir unglaublich viele genervte, gestresste Menschen begegneten. Conventions sollen vor allem eins: Spaß machen. Und den Alltagsstress vergessen lassen. Das gelang dieses Mal leider nicht. Und auch wenn ich mir Mühe gegeben habe, meine volle Lesung und den vollen Workshop gut zu unterhalten und meine Zuhörer mitzureißen, war das noch nie so schwer wie dieses Mal. Während der kurzen Lesung kamen vier Hallendurchsagen. Spannungsaufbau? Keine Chance. Durchsagen müssen manchmal sein. Und doch hatte ich nicht den Eindruck, dass ich auf anderen Events so viele gehört hätte. In jedem Fall zeigt das, dass Lesungen vielleicht auch eher in einer separaten Halle oder einem Extraraum stattfinden sollten. Dem Workshop ging es ganz ähnlich. Er war auf einer Empore über einer der Hallen. Etwas separiert – so gut es eben ging. Leider gab es in Dortmund keine so schöne Möglichkeit wie in Berlin, wo ich einen eigenen Raum für den Workshop hatte.

Auch die Werbung vorab hatte in Berlin besser funktioniert. Auch dort war alles etwas „kurz vor knapp“ und etwas zu spät. Aber immerhin wurden wir „niederen Künstler der Artist Alley“ dort in den Social Media vorgestellt. Diesmal geschah das nicht. Immer wieder sah ich gesponsorte Posts zu den großen Stars. Zu uns allerdings: nichts. Weder mein Stage-Auftritt, noch der Workshop, noch mein Stand (oder die Stände der anderen) wurden angekündigt. Wir noch eher kleinen Künstler sind aber genau auf diese Werbung angewiesen. Und der Aufwand, die Ankündigungsbilder in Facebook vorzuplanen und dann Tag für Tag automatisiert abzufeuern hält sich nun wirklich in Grenzen. Wirklich schade, dass es so gelaufen ist.

Fazit

Ihr merkt schon: Es war laut und chaotisch und das klingt alles ziemlich unzufrieden. Die extremen Massen am Samstag sorgten dafür, dass sich die meisten Menschen nur vorbeischoben und die wenigsten mal an einem Stand stehenblieben. Die unglückliche Planung sorgte für schlechte Laune und grimmige Gesichter. Tatjana und ich haben trotzdem stur um die Wette gelächelt und Schokotrüffel für bessere Laune verteilt. Chaos hin oder her: Ich konnte vielen Menschen von dem erzählen, was ich tue, konnte vielen helfen; ich habe unzählige Leseproben und anderes Merch verteilt; und ich habe wunderbare Menschen wiedergesehen und neu kennengelernt. Also hey! Na klar! Es hat sich trotzdem gelohnt! Und in allem, was aufs Ganze gesehen auch schief lief, hatte ich noch jede Menge Glück.

Und immerhin hatte ich auf dieser Con die Bühne für meine erste Lesung aus Houston Hall. Das war spannend und ich war sehr happy, dass meine Lesung gut ankam. Genauso wie mein Workshop zum Erdenken und Schreiben von Fantasywelten. Ich wünsche meinen Schülerinnen und Schülern ganz viel Erfolg und Spaß beim Schreiben ihrer Projekte! 🙂 Nicht aufgeben!

Ich durfte dank Anja und Tatjana sogar noch ein persönliches Highlight haben: Ein Foto mit Dariels Vater. Also… mit Peter Facinelli, der in meinen Augen super als Dariels Vater durchginge. (Okay, das Bild ist trotz zweitem Anlauf unscharf… aber mal sehen, was ich am PC noch rausholen kann.)

Die Abreise

Mein glorreicher Abgang darf natürlich nicht fehlen. Der setzte dem Ganzen eigentlich das Sahnehäubchen auf. Flixbus war – wie der Rest der Öffentlichkeit – heillos überfordert mit dem Wintereinbruch mitten im Winter. Anjas lieber Sohn brachte mich nach Dortmund. Wir waren überpünktlich da. 11:20. Mein Bus sollte 11:45 fahren. Wir waren besser als erwartet durchgekommen.

Ich freundete mich mit zwei weiteren Wartenden an und zu viert standen wir im Schneetreiben vor einem kleinen Häuschen, in dem man leider keine Zuflucht finden konnte. Das kurze Vordach reichte nicht einmal, um die zwei Koffer mit meinen Nässe empfindlichen Büchern und Künstlerutensilien zu schützen. Wir warteten und wartete. Der Mensch im Häuschen wusste nichts. Meine Flixbus-App wusste nichts. Als eine gute halbe Stunde vergangen war, kam dann die erste Info: Der Bus habe 90 Minuten Verspätung. Ich schickte meinen tapferen Fahrer nach Hause und begab mich mit ca 40kg Gepäck und meinen neuen Freunden ans andere Ende des Bahnhofs. Wir wollten uns bei einer gewissen Fastfood-Kette (die mit dem gelben M, wie Mary) aufwärmen. Eine heiße Schokolade später machten wir uns auf den Rückweg. Von den 90 Minuten war ja bei Eintreffen der Nachricht schon die Hälfte um gewesen.

Wir stellten fest: Wir hatten nichts verpasst. Von nun an gab es ca alle 30-60 Minuten eine neue Nachricht, dass sich die Verspätung leider weiter ausgebaut habe. Gegen ca 15 Uhr bekam ich in meiner App die Push-Nachricht, dass wir nun die Fahrt stornieren könnten, umbuchen oder erstattet bekommen. Zu dieser Zeit hatte ich noch nicht ganz aufgegeben. Ich wollte am nächsten Tag bei meinem Nebenjob im Büro sitzen. Wir warteten weiter. Unterhielten uns, machten Witze (ein paar letzte Leseproben wechselten den Besitzer). Als es bereits begann zu dämmern, dämmerte es mir, dass dieser Bus wahrscheinlich ausfallen würde. Er kam aus Bonn! Wenn er von Bonn bis Dortmund bereits ca 4 Stunden Verspätung hatte, wann würde er dann in Berlin ankommen – sollte er jemals eintreffen? Ich entschloss mich, meine liebe Anja zu bitten, mich wieder abzuholen. Während die erfrorenen Überreste Meinerselbst mit Kinderschokoweihnachtsmännern und kuscheligen Decken wieder aufgepeppelt wurden, versuchte ich, meinen non-existenten Bus (wie von der App versprochen) umzubuchen auf einen Bus am nächsten Tag. An der Hotline in gebrochenem Deutsch die ernüchternde Info: Das geht leider nicht. Sie haben ihre Handynummer nicht mit angegeben. Die Push-Nachrichten der App seien nicht ausreichend. Die könnten nicht nachgeprüft werden. Ich müsse mir einfach einen neuen Bus buchen und den alten stornieren (nicht, dass so eine kurzfristige Busfahrt nicht viel teurer wäre, aber was solls). Dumm nur, dass ich den anderen Bus nicht stornieren konnte – weder am Telefon, noch auf der Website, noch in der App. Denn angeblich war er bereits abgefahren und ich säße drin. Zu dieser Zeit – so wusste ich aus zuverlässiger Quelle – war er nur noch immer nicht in Dortmund. Es war nun übrigens 18 Uhr. Ich beantragte also Erstattung. Die wurde auf Englisch, mit unpassenden, fertigen, unzusammenhängenden Textbausteinen abgelehnt, weil ich die Fahrt ja angetreten wäre.

Kurz nach 18 Uhr kam übrigens der Bus tatsächlich noch und meine neuen Freunde waren dann gegen 2 Uhr in der Nacht in Berlin. Am meisten Leid tut mir eigentlich der Busfahrer. Irre, was dieser Mensch geleistet hat. Der Kundenservice von Flixbus Mein Fernbus hingegen hat meine bisher durchweg positive Meinung zum Unternehmen leider sehr getrübt. Kommunikation und Entgegenkommen sind in so einem Fall doch alles. Schade, dass Flixbus das nicht besser gelungen ist.

Wieder Zuhause

Wieder Zuhause hieß es dann: Arbeit Nachholen. Die Blogtour mit Inhalt füllen (meine armen Heroes of Cronos kamen ganz schön ins Schwitzen, weil ich ihnen sehr kurzfristig meine Texte lieferte), die Zeit vom Nebenjob nachholen, mein Okay zur letzten Version von Houston Hall geben nach einem letzten Check der 550 Seiten, endlich mit der neuen Autorenwebsite beginnen und und und…

Ein kleiner erster Blick auf meine Bastelei für die Autorenseite. Und nein, sie hat noch keinen Schatten. Das Bild ist noch lange nicht fertig. Aber es ist schon das 12te seiner Art. 🙂 Lasst Euch überraschen.

Nachdem ich nun meinen mimimi-Bericht verfasst habe, werde ich mich an meinen Jahresrückblick machen. Wenn ich den rechtzeitig schaffe, erwartet er Euch morgen – im Notfall dann erst im nächsten Jahr. 🙂

Ich hoffe, Euer Weihnachtsfest war besinnlich und voller schöner Momente. Rutscht gut ins neue Jahr und fühlt Euch eingeladen: Am 2.1. ab 20 Uhr werde ich auf meiner Facebookseite Color of Cronos (bzw. in der verknüpften Gruppe) live sein und Euch Rede und Antwort stehen: zu meinen Büchern und dem Schreiben im Allgemeinen. Es wird eine Livelesung geben und ein Quiz. Wer mit mir auf der #ReiseNachHoustonHall war und meine Heroes of Cronos auf ihren Blogs besucht hat, der hat beste Chancen, mein Quiz zu gewinnen. Und unter den Gewinnern wird es jede Menge Houston Hall geben. Also schaut vorbei. 🙂

Sincerely

Mary Cronos

Autorin, Künstlerin, Podcasterin

Mary ist ein kreatives Chaos in Person. Neben ihrer Autorentätigkeit bietet sie ihren Kolleginnen und Kollegen auch Dienstleistungen wie Coaching und Beratung, Cover- und Werbedesign, Portrait- und Eventfotografie sowie Illustrationen an. 2019 startete sie darüber hinaus ihren Kreativpodcast Carpe Artes und 2020 mit Sabrina Schuh Fakriro – die Messebühne für Selfpublisher, die inzwischen durch zahlreiche Nebenprojekte ergänzt wurde. Die neuestes Projekte sind „Spiritus Daemonis“ mit Autorenkollege Jan Gießmann und ihre zahlreichen Shows auf Twitch.

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